Stadtdesign

15-Minuten-Stadt – Eine Vision wird Realität

Das Konzept der 15-Minuten-Stadt sieht vor, dass alle Orte, die von Stadtbewohner*innen regelmäßig besucht werden, innerhalb einer Viertelstunde per pedes oder Velo erreichbar sind. Wohnen, Arbeiten, Erholen und Einkaufen im 15-Minuten-Radius. Einige Städte sind bereits auf dem Weg dorthin.

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Das 20. Jahrhundert war gekennzeichnet vom Aufkommen neuer Technologien wie dem privaten Auto. Stadtplanerisch bedeutete das, dass Städte einer Funktionstrennung unterlagen. Sie wurden als autogerechte Städte konzipiert mit breiten Straßen, schmalen Geh- und Radwegen und viel Platz für parkende Autos. Für die Bewohner*innen nicht gerade attraktiv. Die Büroviertel und Kulturzonen in der Innenstadt, die Gewerbeparks und Einkaufszentren am Stadtrand oder der stark bewohnte Speckgürtel sind Merkmale dieser autogerechten Stadt. Durch die Trennung von Wohn-, Versorgungs- und Arbeitsort entstehen lange Pendelzeiten, viel Verkehr, Lärm und Luftverschmutzung. Das Konzept der 15-Minuten-Stadt steht dem diametral entgegen.

Back to the roots mit der 15-Minuten-Stadt

Man erinnere sich zurück: Die Städte und ihre Straßen waren früher Marktplätze und Begegnungszonen, sozusagen das verlängerte Wohnzimmer. Das Leben spielte sich im öffentlichen Raum ab. Im Raum zwischen den Gebäuden, in dem sich die Menschen seit Jahrhunderten trafen, Kontakte knüpften, arbeiteten und spielten. Das Konzept der 15-Minuten-Stadt knüpft im Grunde an diese Vergangenheit an, mit dem Ziel den Bewohner*innen die Straßen zurückzugeben. Es geht um eine Stadt, die den Menschen und seine Lebensqualität in den Vordergrund stellt. Es geht darum, Wege zu verkürzen und das eigene Viertel lebenswerter zu machen. 

Eine Antwort auf die Klimakrise und die Pandemie

Dass das Konzept weder neu noch unrealistisches ist, zeigen Städte weltweit. Von Oslo über Madrid, Melbourne, Barcelona bis hin zu Seoul und Paris, wo die Idee zur „ville de quart d’heure“ vom Professor für komplexe Systeme und intelligente Städte, Carlos Moreno, geboren wurde. Die Klimakrise und die Pandemie haben das Konzept weiter beflügelt. Denn in einer Stadt der kurzen Wege sinken CO2-Ausstoß und Feinstaubbelastung erheblich. Das ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, ebenso wie die Begrünung überflüssig gewordener Verkehrsflächen. Mit der Pandemie hat sich auch der Anspruch der Bewohner*innen an ihre Stadt geändert. Die lange Homeoffice- und Lockdown-Phase ließ die Menschen ihre Grätzel näher erkunden und bekräftigte den Wunsch nach nahen Erholungsräumen, Begegnungszonen und Versorgungsinfrastruktur.

Vorteile der 15-Minuten-Stadt

Es liegt quasi auf der Hand, dass die Umgestaltung zur 15-Minuten-Stadt wesentliche ökologische Vorteile mit sich bringt. Werden alltägliche Wege vorrangig mit dem Fahrrad oder zu Fuß bewältigt, verliert das Auto zunehmend seine Vormachtstellung als Fortbewegungsmittel. Straßen und Parkplätze können rückgebaut und als Gemeinschaftsflächen genutzt werden. Die neu geschaffenen Freizeit- und Begegnungszonen fördern wiederum das Miteinander. Die Lebensqualität aller Bewohner*innen erhöht sich, noch mehr aber jener, die bisher bei Stadtplanungskonzepten marginalisiert wurden: ältere Personen, Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Kinder. Letztere können durch die Verkehrsberuhigung problemlos ihren Schulweg zu Fuß antreten oder mit den Nachbarskindern draußen spielen. Auch Einzelhändler und Greißlereien erleben durch die 15-Minuten-Stadt ein Revival.

Stockholm – Vision der 1-Minuten-Stadt

Eine Weiterführung der Umgestaltung von urbanen Räumen zu 15-Minuten-Städten ist das Konzept der 1-Minuten-Stadt. In Stockholm möchte das Projekt Street Move durch die Einbindung von Anwohner*innen eine hyperlokale, jeweils auf einen Straßenzug ausgerichtete Stadt schaffen – und das bis 2030. Denn warum sollten Stadtbewohner*innen nicht alles, was sie fürs Leben brauchen, innerhalb einer Minute erreichen können? Fitnessstudios im Freien, städtische Gärten, Spielplätze, Geschäfte, Kindergärten, Fahrradständer, Außenmöbel und vieles mehr – all das schafft eine funktionale und angenehme Umgebung, die Menschen anzieht und das Grätzel lebendig macht. Das schlägt sich auch in wirtschaftlichen Vorteilen wie höheren Umsätze für Gastronomie und Handel sowie einem höheren Immobilienwert nieder.

Der wohl größte Stolperstein bei der urbanen Umgestaltung ist der Mangel an verfügbaren Flächen. Pop-up-Projekte mit mobilen Gestaltungselementen „Parklets“ oder Grätzel-Oasen können hier Abhilfe leisten.

Belebung des Grätzels durch mobile Gestaltungselemente

Parklets sind öffentliche Sitzplattformen, die Parkplätze am Straßenrand in lebendige Gemeinschaftsräume verwandeln. In der Regel kommen sie dort zum Einsatz, wo schmale oder überfüllte Gehsteige die Einrichtung herkömmlicher Straßencafés verhindern oder wo Anwohner die Notwendigkeit sehen, die Sitzplatzkapazität und den öffentlichen Raum in einer bestimmten Straße zu erweitern. In Wien als Grätzeloasen bekannt, entstehen Parklets zumeist in Kooperation mit der Stadt und lokalen Unternehmen, Anwohner*innen oder Nachbarschaftsverbänden.

Je nach Anwendungsfall – Sitzgelegenheiten, Begrünung und/oder Fahrradabstellplätzen – können sie ein sehr individuelles Design annehmen und das Branding einer Stadt, eines Viertels, eines Lokals oder Geschäftes unterstützen. Zumeist als mobile Lösung gedacht, bieten sie den Vorteil, dass sie relativ kostengünstig, schnell und ohne größere Hürden implementiert werden können. Außerdem könnten sie wie eine Art Testballon einer größeren und permanenten Umgestaltung vorangehen.

Grätzeloasen zielen in erster Linie darauf ab, für Anwohner*innen einen einladenden, öffentlichen Treffpunkt zu bilden. In den meisten Anwendungsfällen zeigt sich aber auch, dass umliegende Lokale und Geschäfte von erhöhten Besucherzahlen profitieren.

Niederschwellig mehr Aufenthaltsqualität in den öffentlichen Raum bringen

Sie müssen nicht gleich alles umbauen – starten Sie doch niederschwellig. Für ein Parklet brauchen Sie nicht mehr als die Fläche eines Parkplatzes. Daher auch der Name. Es liefert Ihren Bürger*innen einen Vorgeschmack, wie die Stadt aussehen könnte. Wir unterstützen Sie dabei.

Unsere Leistungen:

  • Design der Parklets
  • Kommunikationskampagne: Gestalte deine Stadt, wie sie dir gefällt!
  • Bürger*innenbeteiligung: Gestalten wir gemeinsam unsere Parklets (moderierte Workshops mit Designern und Designerinnen aus unserem Team)
  • Umsetzung in Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen (z.B. Tischlereien, Zimmereien, Gärtnereien)

Lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie mit uns Ihr Grätzel!

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