Informationsdesign in der kommunalen Öffentlichkeitsarbeit - message

Stadtkommunikation & Informationsdesign

Schwierige Botschaften: Wie sagen wir’s unseren Bürger*innen?

In einer Welt voller Fake News gerät unser Vertrauen – paradoxerweise – gerade in hochoffizielle Informationsquellen gehörig ins Wanken. Ein Plädoyer für mehr Sachlichkeit und Relevanz in der Kommunikationsarbeit. Und eine deutliche Professionalisierung in der Aufbereitung.

LESEZEIT: 4 MIN.

In einer Zeit voller Fake News verwundert es wenig, dass bei den Menschen die Skepsis gegenüber Informationen ganz allgemein wächst. Gleichzeitig wird unsere Welt ja nicht gerade einfacher. Wir leben in einer globalisierten, digitalisierten, ultraschnellen Informationsgesellschaft. Was in dieser Sekunde am anderen Ende des Weltballs passiert, erreicht uns in der nächsten Sekunde wie ein Blitz. Eigentlich wäre unser Gehirn genau darauf trainiert: Lebenswichtiges von eher Unwichtigem zu trennen. Aber irgendwie scheinen uns die vielen Informationen, die wir bewusst und unbewusst permanent aufnehmen, einen gehörigen Strich durch die Rechnung zu machen. Wir erkennen, das alles irgendwie miteinander zusammenhängt. Dass es durchaus wichtig ist, was am anderen Ende der Welt passiert. Und gleichzeitig meinen wir zu erkennen, dass ganz viele dieser Nachrichten schlichtweg falsch oder irreführend sind. Wir führen ja nicht wirklich Buch über RICHTIG und FALSCH – wir meinen einfach, dass es viel, viel mehr falsche Informationen als richtige gibt. 

Als eine von vielen Folgen erleben wir das Aufkeimen von Verschwörungsmythen an allen Ecken und Enden. In weiterer Folge sehen wir den Rückgang von politischem Interesse und Wahlbeteiligung. Wir beobachten auch, dass sich immer weniger Menschen in die Debatte, den Diskurs einbringen möchten. 

Fünf Thesen – und was wir daraus lernen:

  • These 1: Vertrauenserosion bei „offiziellen“ Informationsquellen: Wir glauben immer weniger, was uns bislang anerkannte Medien und offizielle Stellen berichten. Wir sind geneigt, diese zu hinterfragen. Offizielle Information hat in unserem Kopf irgendwie den Anstrich von Manipulation erhalten.  
  • These 2: Sehnsucht nach Glaubwürdigkeit: In einer Welt der Informationsüberflutung wollen wir wieder irgendetwas glauben dürfen. Wir wünschen uns nichts sehnlicher als DIE glaubwürdige Informationsquelle.
  • These 3: Polemik hängt uns zum Hals raus. Wir sehen und hören nur noch Polemik, Überspitzung, künstliche Dramatik, Sarkasmus. Eine Zeit lang haben wir das unterhaltsam gefunden. Haben uns – wie im Kabarett – auf die Schenkel geklopft. Aber nun, nach einem Jahr Pandemie haben wir genug davon. 
  • These 4: Ultralokalität und Überschaubarkeit: Wir wollen wissen, was in unserer unmittelbaren Lebensumgebung vor sich geht. Wir sind wieder hochinteressiert an unserer Heimatgemeinde. An unserem Grätzel. An unseren Nahversorgern. Die große weite Welt spielt sich digital ab – und das echte Leben vor der Haustür. 
  • These 5: Und trotzdem – die Welt wird weiter schneller. Die Entschleunigung ist ein Wunsch, ein Sehnsuchtsbild. Die Realität ist eine andere: Unser System nimmt weiter an Fahrt auf, die Beschleunigung ist in weiten Bereichen unseres Lebens die einzig gültige Konstante. Das Zeitfenster, das wir einem bestimmten Sachverhalt widmen, wird tendenziell kürzer.
Erklärvideo Stadt Wien: Schwammstadt-Prinzip

Informationsgrafiken, Erklärvideos, Dashboards: Für die Öffentlichkeitsarbeit von Städten und Gemeinden wir die professionelle Aufbereitung komplexer Themen immer wichtiger.

Stadtkommunikation: Glaubwürdigkeit, Relevanz und Professionalität in der Aufbereitung

Wie sollen wir also in der Stadtkommunikation reagieren? Mitmachen? Schnelle, kurze Meldungen? Verkürzen? Oder gegen den Trend: richtig langatmig, den ganzen Text der Verordnung, der neuen Regelung einfach online stellen? Dann kann sich niemand beschweren, wir hätten etwas verkürzt dargestellt.

Nun – wenn wir möchten, dass Bürger*innen wissen, was vorgeht und Hintergründe verstehen, dann müssen wir uns wohl die Zeit nehmen, die Fakten so richtig gut zu erklären. Also prägnant, übersichtlich, richtig.

  • Relevanz schlägt schöne Werbeslogans: Was ist an einer Information für mich persönlich relevant? Am Anfang der Informationsaufbereitung steht daher immer die Frage: Für wen ist welcher Teil der Information genau relevant? Ein Beispiel: Die neuen Parkgebühren sind nicht für jede Bürgerin und jeden Bürger relevant. Sie sind relevant für Menschen, die ein Auto haben und genau dort parken möchten, wo sie gelten werden. Und sie sind relevant für Anrainer*innen, die genau dort wohnen. Wenn wir uns die Beweggründe für Informationsaufnahme aus der Sicht unserer Zielgruppen genauer ansehen, werden wir besser erkennen, was wirklich relevant ist.
  • Die Suche nach dem Sinn: Wir wollen wissen, weshalb etwas so ist, wie es ist. Es reicht uns nicht zu erfahren, dass es jetzt so ist. In Kombination mit persönlicher Relevanz heißt das, dass wir auch die Argumente, den Sinn hinter einer Maßnahme aus der Sicht der Zielgruppe beurteilen müssen. Macht es nur Sinn aus Sicht der Stadtverwaltung – oder macht es Sinn für die Menschen? Wenn eine Maßnahme in erster Linie Sinn für die Stadtverwaltung macht, dann müssen wir erklären, weshalb es dennoch für die Gemeinschaft in unserem Ort Sinn macht (beispielsweise, weil dadurch Kosten gespart werden, Abläufe einfacher oder sicherer werden). Nur was ich begreife, kann ich auch gut weitergeben.

Das Gebot der Stunde: Mit Sachlichkeit und Relevanz Vertrauen zurückgewinnen.

KARL HINTERMEIER
  • Informationsdesign und Aufbereitung werden immer bedeutender: Wenn wir wissen, dass die Zeitfenster für die Aufnahme eines bestimmten Themas kürzer werden, dann müssen wir deutlich mehr Gehirnschmalz in die Aufbereitung investieren. Wirklich gut gemachte Informationsgrafiken. Dashboards, auf denen komplexe Zusammenhänge auf einen Blick erkennbar werden. Erklärvideos, in denen in 2 – 3 Minuten Informationen, Ziele und Hintergründe auf den Punkt gebracht werden.
  • Information professionell und reichweitenstark verbreiten: Wenn wir wollen, dass unsere Information möglichst von der Zielgruppe wahrgenommen wird, dann reicht es schon lange nicht mehr, einen Artikel auf die Website zu stellen oder einen Beitrag in der Stadtzeitung zu schreiben. Auch ein einzelnes Facebook-Posting hilft nicht wirklich. Diese Maßnahmen erreichen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung – und hier vor allem jene, mit denen wir ohnedies im laufenden Austausch sind und die bereits informiert sind. Stadtkommunikation muss professionell reichweitenstarke Kanäle bespielen. 

Moderne Stadtkommunikation wird also nicht einfacher, dafür aber immer spannender. Die Aufbereitung von Inhalten muss sich noch stärker an Relevanz, Sachlichkeit und schneller Erfassbarkeit orientieren. Die gute Nachricht: In aller Regel sind die Menschen an dem, was in ihrer unmittelbaren Umgebung geschieht, besonders interessiert.

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